August 10, 2018

Einkommen Umzug

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Angelika hat sich mit einer sehr spannenden Frage an Nico von Finanzglück gewendet. Sie hat von Ihrem Vater 200.000 € geschenkt bekommen und weiß nicht so genau, was sie damit machen soll. Den vollen Leserbrief findet Ihr hier.

Dabei ist Sie im Vergleich zu vielen Finanzbloggern in einer etwas schwierigeren Situation und kann aktuell deshalb nicht so viel sparen.

Die Fakten kurz in der Übersicht:

  • alleinerziehende Mutter
  • kleiner 6-Jähriger Sohn
  • wohnt im teuren Frankfurt
  • Teilzeitgehalt

Ihr erste Überlegung war sich eine kleine 3-Zimmer-Wohnung in Frankfurt zu kaufen, sodass Sie sich dadurch die Miete sparen kann. Sie ist sich allerdings noch nicht so sicher und fragt deshalb die Finanz-Community um Rat.

Mir sind direkte einige Ideen gekommen, weswegen ich dazu einen ausführlicheren Beitrag schreiben wollte.

Meinen Respekt

Ich muss an dieser Stelle erstmal genauso wie Nico meinen Respekt für die Entscheidung von Angelika aussprechen. Die meisten Menschen würden sofort den größten Luxusurlaub buchen und das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster werfen.

Angelika macht sich hingegen ausführliche Gedanken über Ihre Finanzen und Ihre eigene Zukunft. Das ist sehr außergewöhnlich und sehr weitschauend.

Problem Nr. 1: Wenige Angaben

In den Kommentaren zu der Frage wurde bereits berechtigterweise darauf hingewiesen, dass es viel zu wenige Hinweise zu der sonstigen Lebenssituation, dem Einkommen, dem Vermögen und den bisherigen Erfahrungen mit Investitionen gibt, um eine pauschale Antwort zu geben.

Vor ein paar Monaten habe ich bereits zu einer ähnlichen Leserfrage auf meinem Blog geantwortet. (siehe auch die Leserfrage: Wie investiere ich 200.000 € für eine Zusatzrente?)

Die Frage (Wie investiere ich 200.000 €?) sieht zwar sehr ähnlich aus, aber es hängt zu einem sehr großen Teil von den eigenen Lebensumständen ab, was die beste Antwort ist.

Wenn Du zum Beispiel bereits seit etlichen Jahren Dein Geld mittels ETFs investierst und ein großes Polster aufgebaut hast, könntest Du das ganze Geld in ETFs stecken.

Wenn Du hingegen bereits große Erfahrungen mit Immobilien gemacht hast und bereits etliche vermietete Immobilien besitzt, ist das Geld in dem Bereich wahrscheinlich am besten aufgehoben.

Es hängt also von vielen (vermeintlich irrelevanten) persönlichen Angaben ab, wie das Geld am besten investiert werden kann. Mir ist natürlich bewusst, dass nicht jeder seine ganze Lebenssituation und Finanzen im Netz teilen will und habe dafür auch vollstes Verständnis. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir auf diesem Weg dann nur ein paar Gedankenanstösse und Möglichkeiten teilen können.

Problem Nr. 2: Zukunftswünsche

Genauso wie bei dem ersten Punkt fehlen uns Angaben darüber, was Angelika durch die Investition genau erreichen will und was Ihre Ziele sind.

Will sie jetzt weniger arbeiten, um mehr Zeit mit ihrem Sohn zu verbringen?

Will sie das Geld langfristig für die Rente/Finanzielle Freiheit investieren?

Alle diese Punkte haben einen Einfluss darauf, wie das Geld am besten investiert werden sollte.

Klumpenrisiko

Eine Überlegung von Angelika war das Geld zum Kauf einer Eigentumswohnung in Frankfurt zu nutzen, um sich dadurch die Miete zu sparen. Wobei es da selbst mit den 200.000 € knapp werden würde und sie eventuell zusätzlich noch einen Kredit aufnehmen müsste.

Persönlich hätte ich ein sehr schlechtes Gefühl, wenn mein gesamtes oder der Großteil meines Vermögens in einer einzigen Wohnung in Frankfurt steckt.

Was passiert, wenn der Immobilienmarkt in Frankfurt aus irgendeinem Grund dauerhaft einbricht und sich nicht mehr erholt?

Oder was passiert, wenn nur dieser Stadtteil verkommt und die Immobilie an Wert verliert?

Oder wenn wegen Baumängeln bei der Wohnung weitere Folgekosten auf einen zukommen?

Es kann so viel schiefgehen, wenn das komplette Vermögen in einer einzigen Investition steckt.

Egal wie sicher die Investition jetzt scheinen mag. Niemand kann vorhersehen, wie die Lage in 10 Jahren sein wird und welche unvorhergesehenen Probleme auf einen zukommen.

Dazu kommt noch, dass Du als Eigentümer nicht zwangsläufig besser dastehst als ein Mieter. Ich kann als Buch „Kaufen oder mieten? – Wie sie für sich die richtige Entscheidung treffen? nur empfehlen.*

Meiner Meinung nach ist das Risiko bei einer einzigen Wohnung viel zu groß und es wäre die bessere Entscheidung das Geld breit gestreut zu investieren. Zum Beispiel mittels eines ETFs wie dem Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF. (Keine Anlageempfehlung!) Bei der aktuellen Dividendenrendite von 3 % wären es knapp 6.000 € an Dividenden im Jahr.

Selbst nach Steuern hätte sie dann bereits 400 € im Monat als zusätzliches Einkommen.

Aber wie gesagt: Es fehlen die Informationen, um es abschließend beurteilen zu können und einen Ratschlag zu geben.

Gedankenspiel: Umzug

Bei einem Teilzeiteinkommen wird die Wohnung in Frankfurt mit großer Wahrscheinlichkeit auch einen sehr großen Teil des Einkommens auffressen. Für den Vermögensaufbau und die Möglichkeit Geld zu sparen ist die Kombination teurer Wohnraum und Teilzeitstelle einfach tödlich.

Ich habe keine Angaben zum Einkommen oder der aktuellen Miete. Deswegen habe ich auf Immobilienscout24 mal ein wenig recherchiert, was 3-Zimmer-Wohnungen im allgemeinen in Frankfurt kosten. Mit erschrecken musste ich feststellen, dass es in ganz Frankfurt nur sieben 3-Zimmer-Wohnungen gibt, die weniger als 700 € Kaltmiete im Monat kosten.

Wohnung Frankfurt

Die durchschnittliche Kaltmiete für 60 m² große Wohnungen in Frankfurt beträgt unglaubliche 13 €/m². Selbst für eine kleine 50 m²-Wohnung müsste sie im Schnitt also bereits 650 € an Kaltmiete und mehr als 800 € an Warmmiete bezahlen. Selbst eine Kaltmiete von 800 € im Monat ist also durchaus realistisch.

Ich kann an dieser Stelle nur spekulieren, aber mit großer Wahrscheinlichkeit wird dadurch bereits mindestens ein Drittel oder noch mehr des Einkommens aufgezehrt. Durch weitere Fixkosten für Versicherungen, Strom, Gas, Transport, Abos und ähnliches können durch die hohe Miete also schnell 1.500 € an Fixkosten pro Monat fällig werden. Da ist es verständlich, dass kaum etwas gespart werden kann.

Wie gesagt: Ich kenne die restlichen Lebensumstände nicht und kann daher weder einen bestimmten Ratschlag machen, noch Dir sagen, was Du machen solltest.

Doch lass uns mal ein kleines Gedankenspiel machen:

Was wäre, wenn Du:

  1. Das Geld in ETFs investierst und dadurch 400 € mehr pro Monat an Nettoeinkommen hast.
  2. Dir irgendwo in Deutschland in einer günstigeren Gegend einen neuen Job suchst und dadurch massiv Mietkosten einsparst.

Beispiel: Gelsenkirchen

Ich komme aus Gelsenkirchen und nehme bewusst als starken Kontrast zu Frankfurt den Gelsenkirchener Wohnungsmarkt. Natürlich gibt es in ganz Deutschland noch viele verschiedene Städte mit niedrigen Mieten. Ich denke gerade an diesem krassen Beispiel wird es vielleicht noch deutlicher, welche großen finanziellen Auswirkungen die Wahl des Wohnorts haben kann.

Im Durchschnitt zahlst Du in Gelsenkirchen 5 €/m² an Kaltmiete. Das ist im Vergleich zu Frankfurt also über 60 % weniger an Miete.

Selbst bis zu einer Kaltmiete von 300 € im Monat findest Du bereits etliche Wohnungen.

Zum Teil bekommst Du in Gelsenkirchen frisch renovierte Wohnungen in zentraler Lage für 400 € Warmmiete. Du würdest im Vergleich zu Frankfurt also nur durch die Wahl der Wohnung jeden Monat 400 € mehr übrig haben.

Mögliches Ergebnis

Ich habe eine kleine Tabelle mit den möglichen Folgen auf die eigenen Finanzen erstellt. Dabei bin ich von der optimistischen Annahme ausgegangen, dass aktuell 2.000 € Netto im Monat durch Job und Kindergeld verdient werden. Wenn das Einkommen niedriger sein sollte, sind die Auswirkungen des Umzugs und der Investition umso größer.

Je nachdem, was die eigenen Ziele sind, könnten durch die Investition des Geldes und einen Umzug in eine günstigere Gegend Deutschlands dafür gesorgt werden, dass jeden Monat 800 € mehr übrigbleiben.

Oder auf der anderen Seite könnte die Arbeitszeit so weit reduziert werden, dass nur noch 1.200 € (inklusive Kindergeld) verdient werden müssen.

Einkommen Umzug

Fazit

Ich habe es innerhalb des Artikels bereits mehrere Male erwähnt, dass es sich hierbei um persönliche Entscheidungen handelt, die jeder für sich treffen muss.

Möchte ich in Zukunft mehr Geld zur Verfügung haben?

Möchte ich weniger arbeiten und mehr Zeit mit meiner Familie verbringen?

Ist es mir die hohe Miete in Frankfurt wert, dass ich soviel dafür arbeiten

muss?

Gibt es andere Dinge, die mir vielleicht wichtiger sind als die Wohnung in Frankfurt?

Ich denke das wichtigste ist für sich zuerst die Entscheidungen zu treffen, was die eigenen Prioritäten sind und wie die nächsten Jahre aussehen sollen. Wenn diese Entscheidungen getroffen sind, können wir uns weiter darüber unterhalten, wie das Geld konkret investiert werden kann.

Die konkreten Investments sind dann auch sehr leicht aufgestellt, wenn Dir persönlich klar ist, wie die nächsten Jahre aussehen sollen.

Ich hoffe ich konnte Dir ein paar Denkanstöße geben und Du kannst etwas mit meinen Hinweisen anfangen. Wenn Du es willst, können wir uns gerne auch nochmal in Kontakt setzen und über die Finanzthemen im Details reden.

Hättet Ihr vielleicht noch gute Hinweise für Angelika? Was würdet ihr in Ihrer Lebenssituation mit dem Geld anfangen?

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Hier findest Du mich:

Über den Autor

Dominik Fecht

Ich bin Dominik und bilde Menschen im Thema Finanzen aus. Entweder durch diesen Blog, meinen YouTube-Kanal, meine beiden Bücher oder in meiner Live-Online-Ausbildung.

Ich helfe Menschen das Thema Finanzen durch einfache Erklärungen zu verstehen und ihr Geld in die eigenen Hände zu nehmen. Finanzbildung für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben.

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  1. Wenn in ETFs würde ich als noch unerfahrer nicht alles auf einmal investieren. Erstmal ein, zwei kleine Sparraten –> Testen ob man mit den Schwankungen klar kommt. Bei 200.000€ lohnt es sich kostenmäßig zu Interaktive Brookers zu wechseln und dort anstatt ein Etf zu erwerben, einen bzw. mehrere Index nachzukaufen. Dann fällt für einen die Investmentpauschale weg 🙂

    Bei den 200.000€ würde ich noch gerne anmerken, dass die Deutsche Einlagensicherung bei einer Bank nur bis 100.000€ gilt. Also ich würde dieses Geld aus diesen Grund evtl. In der Test phase auf 2 Konten verteilen (und was kostet n Girokonto, max. 5€ im Monat für 100k Versicherung). Das zweite Konto kann später, wenn dann investiert wird wieder geschlossen werden.

    Gruß,
    Pascal

    1. Hallo Pascal,

      danke für die Ergänzungen.
      Ich würde auch eher dazu raten, dass nicht alles auf einen Schlag investiert wird.
      Für längere Zeiträume würde ich das Geld auch eher verteilen. Es kann ja bereits ein Depot eröffnet und ein Teil dann auf das entsprechende Referenzkonto überwiesen werden.

      Schöne Grüße
      Dominik

  2. Was man nicht ganz vergessen sollte, ist, dass die Gehälter in Städten mit günstigeren Mieten im Durchschnitt auch etwas geringer sind, und es je nach Branche auch schwieriger ist, einen Job zu finden (was vermutlich der Grund für die geringeren Gehälter ist). Im Falle Frankfurt -> Gelsenkirchen(/Dortmund) würde ich davon ausgehen, dass es im Schnitt 10% weniger Brutto gibt (s. auch http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/der-grosse-f-a-z-verdienstatlas-das-verdient-deutschland-12669237.html ), was selbst unter Berücksichtigung der geringeren Abgaben ca. 150 Euro weniger netto bedeuten könnte. Im Einzelfall mag ein Jobwechsel natürlich den Unterschied ausgleichen, in dem Falle mag ein Wechsel innerhalb von Frankfurt aber auch eine Gehaltserhöhung bedeuten.

    Und schlussendlich ist ein Umzug immer mit monetären Kosten verbunden, und je nachdem, wie der Freundeskreis aussieht, wird auch der 6-Jährige nicht begeistert sein – das sollte zumindest in die Überlegungen mit einbezogen werden.

    1. Hallo luttz,

      letzten Endes macht das auch keinen so großen Unterschied, wenn dafür dann ein großer Kostenblock wegfällt.
      Sie wird für die gleiche Tätigkeit hier wohl kaum 400 € NETTO weniger verdienen.
      Gelsenkirchen sollte da einfach nur ein kleines Beispiel sein, was möglich ist. Bestimmt gibt es auch im Frankfurter Umland günstigeren Wohnraum und gute Jobs.

      Schöne Grüße
      Dominik

  3. Hallo Dominik,
    vielen Dank für die umfangreiche Analyse, insbesondere auch zur Überlegung eines Umzugs..
    Wird noch eine Weile dauern, bis ich mich entschieden habe.
    Viele Grüße

    1. Hallo Angelika,

      ich hoffe Du kannst damit etwas anfangen.
      Bin gespannt, was Du letztenendes machst.

      Schöne Grüße
      Dominik

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