Oktober 11, 2017

Lernen

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Als Reaktion auf den Artikel „Du verdienst, was du verdienst“ von Madame Moneypenny hat der Hobbyinvestor zu einer Blogparade zum Thema der sozialen Gerechtigkeit aufgerufen. Bisher sind auch schon einige gute Beiträge zusammengekommen und heute möchte ich meine Meinung zu dem Thema verfassen. Dabei soll es um unser Schulsystem und meine persönliche Geschichte gehen. Ich habe versucht mich kurzzufassen und trotzdem ist es mit knapp 1900 Wörtern der längste Artikel auf diesem Blog geworden.

Über ein Feedback von Eurer Seite würde ich mich daher sehr freuen.

Spiel des Lebens

In einem sehr inspirierenden TED-Talk zu unserem Bildungssystem (den ich leider nicht mehr gefunden habe) berichtet ein amerikanischer Familienvater und Lehrer, wie er mit seinen Kindern früher das „Spiel des Lebens*“ (ein Brettspiel) gespielt hat.

Für alle, die das Spiel nicht kennen:

In dem Spiel wird das „normale“ Leben (Hochzeit, Familiengründung, Zahltage, Hauskäufe etc.) simuliert. Dabei ist das Ziel des Spiels möglichst viel Geld bis zum Ruhestand anzuhäufen und der Spieler mit dem meisten Geld hat gewonnen. Das Spiel startet nach Abschluss der Schule, wo Du die Wahl hast für ein Studium einen Kredit aufzunehmen (um später einen besser bezahlten Job machen zu können) oder direkt mit einem schlechter bezahlten Job ins Berufsleben startest. Dabei ist es auch ein bisschen vom Glück abhängig, welchen Beruf Du erhältst, weil Du aus verschiedenen Karten ziehst.

Mit einem schlechter bezahlten Job ist es also deutlich schwieriger das „Spiel des Lebens*“ zu gewinnen.

Einer der Kinder zieht zu Beginn des Spiels einen schlecht bezahlten Job und ist direkt frustriert. Er findet es unfair und ungerecht, dass es dadurch deutlich schwieriger wird im Spiel voran zu kommen und später zu gewinnen.

Das echte Leben

Dabei ist das Spiel des Lebens eine sehr gute Analogie fürs echte Leben. Wir stecken die Menschen in ein Bildungssystem und ihre Ergebnisse bestimmen darüber, welche Berufe sie in der Zukunft ausüben können.

Die Noten und Dein Abschluss schaffen die Voraussetzung dafür, wie viel Geld Du in Deinem Berufsleben als Angestellter verdienen kannst und welches Ansehen Du dadurch von der Gesellschaft erhältst.

Arzt

Beispielhaft möchte ich hier den Beruf des Arztes mit dem des Krankenpflegers vergleichen.

Als Arzt hast Du gesellschaftlich gesehen ein deutlich höheres Ansehen und verdienst deutlich mehr Geld. Daher streben auch viele Menschen den Beruf des Arztes an und es besteht ein extrem großer Wettbewerb. Beim Krankenpfleger ist es genau umgekehrt.

Aus diesem Grund gibt es für Ärzte auch extrem hohe Hürden:

Wenn Du „nur“ einen Realschulabschluss hast, kannst Du schon mal nicht ohne weiteres studieren. Ein Medizinstudium bleibt Dir erst recht verwehrt.

Doch auch mit Abitur stehen Deine Chancen sehr schlecht, wenn Dein Durchschnitt nicht mit einer Eins vorne beginnt. Selbst mit einem Schnitt von 1,7 oder 1,8 musst Du häufig noch etliche Jahre auf einen Studienplatz warten.

Ist das gerecht?

Ist es gerecht, dass das gesamte Berufsleben von dem Schulabschluss abhängt?

Ist es gerecht, dass die Noten aus themenfremden Fächern (wie Musik, Kunst, Religion oder Sport) darüber entscheiden, ob ich als Arzt tätig sein kann?

Ist es gerecht, dass ein Großteil der Noten nur von vier Abiturprüfungen abhängen und ich mir dadurch mein ganzes Berufsleben in einer Woche versauen kann?

Ein Mitschüler hatte zum Beispiel eine schlechte Woche und die Abiturprüfungen vollkommen in den Sand gesetzt. Dadurch fiel sein Abiturschnitt von vorher 1,3 auf 1,8. Er wollte eigentlich Medizin studieren und muss wegen dieser einen Woche auch zwei Jahre nach dem Abitur noch auf einen Studienplatz warten.

Ist es gerecht, dass manche Schüler bevorzugt werden und trotz schlechterer Leistungen bessere Noten bekommen?

Ist es gerecht, dass manche Menschen sich Dinge besser merken können oder leichter Klausuren schaffen und trotzdem alle an den gleichen Maßstäben gemessen werden?

Ist es gerecht, dass es Kinder aus Akademikerhaushalten in der Schule leichter haben und öfter auf ein Gymnasium gehen?

Ist es gerecht, dass jeder in den gleichen Fächern (also größtenteils) geprüft wird?

Ist es gerecht, dass ein Großteil der Note nur darauf zurückgeht, wie gut Du Dich selbst präsentieren kannst?

Ganz klare Antwort: ES IST NICHT GERECHT!!!!

Dein Umfeld, Deine Eltern, die Lehrer, das Schulsystem, Deine Interessen und Dein emotionaler Zustand haben einen enormen Einfluss darauf, welche Noten Du erhältst.

Und kannst Du diese Dinge überhaupt direkt beeinflussen?

NEIN!

Das ist es ja gerade, was es so ungerecht macht. Wenn Du einen direkten Einfluss darauf hättest, könntest Du es ja selbst steuern und es würde vollkommen in Deiner Hand liegen. Damit würde es in Deiner Verantwortung liegen und es wäre ganz alleine Dir und Deinem Einsatz überlassen, welche Ergebnisse Du erzielst.

Bestnoten ohne zu lernen

Ich hatte zu Beginn dieses Artikels ja bereits beschrieben, dass ich Euch meine Geschichte erzählen möchte:

In der Schule bin ich schon immer sehr gut zurechtgekommen und hatte daher in der Grundschule die Möglichkeit eine Klasse zu überspringen. Das habe ich allerdings letzten Endes nicht gemacht und bin nach den regulären vier Jahren zum Gymnasium gewechselt. Auch hier hatte ich immer sehr gute Noten und gehörte zu den Besten der Klasse.

Die Schule schloss ich als zweitbester (von knapp 120 Schülern in unserer Stufe) mit einem Abiturdurchschnitt von 1,4 ab.

Das besondere an meiner Schullaufbahn waren allerdings nicht allein die Noten. Ich war schon immer sehr faul gewesen und wollte mich in der Schule nicht mehr anstrengen als notwendig. Das hatte zum Ergebnis, dass ich abgesehen von den Hausaufgaben (die ich häufig sogar in Pausen erledigte) überhaupt nichts zu Hause für die Schule gemacht habe. Noch nicht mal vor Klausuren habe ich mich hingesetzt und wie die meisten angefangen stundenlang zu lernen. Das ging sogar so weit, dass die meisten bereits im Januar begannen sich für die Abiturprüfungen im April vorzubereiten, während ich mir nur in der Woche davor die Sachen nochmal für 1-2 Stunden angeschaut habe.

Zusammengefasst kann ich sagen, dass ich von den Noten zu den Top 5% der Schüler gezählt habe und gleichzeitig weniger gemacht habe als 90% der Schüler.

Meinen Mitschülern ist das natürlich auch aufgefallen, dass ich sehr gute Noten hatte und fast nix dafür gemacht habe. Daher hörte ich oft folgende Aussagen:

„Der hat einfach nur Glück, dass er so talentiert ist.“

„Du musst Dich anstrengen, um gute Noten zu erhalten. Anders geht das nicht.“

„Das ist unfair, dass Du die Sachen so leicht schaffst und ich lernen muss.“

„Ohne superintelligent zu sein, kannst Du keine guten Noten haben.“

„Das ist mega ungerecht, dass Du nicht lernen brauchst.“

Ich kann nicht von der Hand weisen, dass ich in manchen Fächern außergewöhnlich gut war und ich mir viele Dinge leichter einprägen konnte. Das sind allerdings auch Faktoren, die Du selbst nicht beeinflussen kannst.

Wenn Du die Ergebnisse in Deinem Leben (z.B. Schulnoten) ausschließlich auf unbeeinflussbare Faktoren zurückführst und Dich darüber beschwerst wie ungerecht die Welt ist, kannst Du nichts an den Ergebnissen ändern. Schließlich bist Du davon überzeugt, dass diese Dinge nicht in Deiner Hand liegen. Das ist natürlich auch eine sehr bequeme Sichtweise, weil ich mich dadurch selbst nicht verändern muss.

Wenn gute Schulnoten nur auf Intelligenz und Talent zurückzuführen wären, müssten logischerweise alle „Intelligenten“ super Noten haben und alle „weniger Intelligenten“ schlechte Noten. Dies ist allerdings auf keinen Fall so, weil bei mir in der Schule einige mit hohem Fleiß und weniger Wissen sehr gute Ergebnisse hatten, während andere deutlich intelligentere Menschen deutlich schlechtere Noten hatten.

Es gibt also Möglichkeiten die Noten positiv zu beeinflussen.

Ich möchte an dieser Stelle ein paar meiner „Geheimnisse“ für meinen Schulerfolg kurz anreißen. Wahrscheinlich könnte ich über diese Thematik ein eigenes Buch schreiben. Interessanterweise bin ich in den ganzen 12 Jahren meiner Schullaufbahn nicht ein einziges Mal darauf angesprochen worden, wie ich es schaffe mit so wenig Aufwand so gute Ergebnisse zu erzielen.

Auch jetzt in meinem Studium höre ich immer nur davon, dass ich so intelligent sei und daher nicht lernen müsse. Niemand fragt, wie ich es schaffe ohne Aufwand zu den Top-Leuten zu gehören.

Die Geschichte wiederholt sich…

Nr. 1: Aufpassen im Unterricht

Der erste Punkt hört sich sehr banal an, wird allerdings von den meisten missachtet. Ich hatte bereits in jungen Jahren für mich entschieden, dass ich die Zeit in der Schule so effektiv wie möglich nutzen möchte. Wenn ich sowieso im Unterricht sitzen muss, dann kann ich auch aufpassen und mitmachen.

 

Schule AufpassenViele meiner Mitschüler haben im Unterricht nur rumgealbert, aus dem Fenster gestarrt oder am Handy rumgespielt. Spannend war zu sehen, dass sich die meisten dann später darüber aufgeregt haben, dass sie so viel lernen müssen.

Ich hatte Kollegen, die für eine Prüfung in der Woche vorher 15-20 Stunden gelernt und dann hinterher nur eine Vier geschrieben haben. Gleichzeitig habe ich nichts außerhalb der Schule gemacht und bin mit einer glatten Eins nach Hause gegangen. Ich kann deshalb gut verstehen, dass die Menschen meine guten Noten nur meinen Fähigkeiten zugeschrieben haben. Sonst müssten sie sich schließlich eingestehen, dass sie irgendetwas falsch machen.

Nr. 2: Verstehen statt Lernen

Jeder Mensch hat nur eine begrenzte Kapazität, was er sich merken kann. Das ist auch bei den sehr guten Schülern nicht anders.

Im Unterschied zu den viellernenden Schülern mit mittelmäßigen Ergebnissen, wollen sie die Sachen allerdings wirklich komplett verstehen. Viel wichtiger ist es nämlich die dahinterliegenden Prinzipien zu verstehen, sodass Du alles andere davon ableiten kannst. Wahrscheinlich wird es verständlicher, wenn ich es an einem Beispiel erkläre:

Formel

Im Physik-Unterricht haben die allermeisten seitenweise Formeln auswendig gelernt oder sich vollkommen auf die Formelsammlung verlassen. Dabei haben sie die Formeln allerdings nicht wirklich verstanden und konnten daher bei etwas anderen Sachverhalten die Aufgaben nicht lösen.

Ich hatte verstanden, wieso es diese Formel gibt und wie sie sich zusammensetzt. Daher konnte ich in der Klausur vollkommen ohne Formelsammlung die Formel von alleine wieder herleiten. In meiner gesamten Schulzeit habe ich mich immer darauf fokussiert die Dinge zu verstehen anstatt sie zu lernen.

Den meisten anderen Schülern kam es nur darauf an die Dinge für die Klausur zu können, sodass es auch schnell wieder vergessen war. Es ist einfach nicht nachhaltig die Sachen nur auswendig zu lernen.

Nr. 3: Klausurtaktik

Diesen Punkt möchte ich nur ganz kurz anreißen, weil ich für ein vollständiges Verständnis etwas weiter ausholen müsste.

Jeder Lehrer und jedes Fach hat bei Klausuren bestimmte Eigenheiten.

So wird zum Beispiel in Mathematik zwar Stochastik gelehrt, doch es ist in den letzten Jahrzehnten (an unserer Schule) nie drangekommen. Um solches Wissen zu erlangen brauchst Du allerdings Erfahrung und mit der Zeit wird es immer leichter zu antizipieren, was in den Klausuren abgeprüft werden wird.

Mit diesem Wissen kannst Du Dich dann auf die wichtigeren Themengebiete spezialisieren und dort ein viel größeres Verständnis entwickeln.

Mit der richtigen Klausurtaktik kannst Du mit gleichem Aufwand Deine Ergebnisse extrem verbessern. In meinem Studium ist mir auch wieder aufgefallen, dass die Leute sich auf alles gleich gut vorbereiten, auch wenn von vornherein klar ist, dass bestimmte Sachen nur in einem sehr geringen Ausmaß (wenn überhaupt) abgeprüft werden.

Fazit

Ist das Schulsystem gerecht? Ganz klar nein.

Doch was bringt es uns auf die Dinge zu fokussieren, auf die wir keinen Einfluss haben?

Sollten wir nicht viel mehr versuchen alles zu tun, damit wir unsere gewünschten Ergebnisse erzielen?

Mir ist natürlich bewusst, dass nicht jeder es schaffen kann ohne zu lernen ein so gutes Abitur abzulegen. Dafür haben die Interessen, die Talente und das Umfeld einen viel zu großen Einfluss.

Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass die allermeisten Schüler auch mit der Hälfte des Lernaufwandes die gleichen oder sogar bessere Ergebnisse erzielen können.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Du die Verantwortung für Deine Noten übernimmst und die Gerechtigkeitsfrage nicht als Ausrede missbrauchst.

Wie stehst Du zum Thema Gerechtigkeit? Wie war es früher bei Dir in der Schule mit dem Lernen? Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht?

PS: Das Gewinnspiel läuft noch bis Samstag den 14.10.2017. Ihr könnt also noch teilnehmen, wenn ihr das noch nicht getan habt.

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Über den Autor

Dominik Fecht

Ich bin Dominik und bilde Menschen im Thema Finanzen aus. Entweder durch diesen Blog, meinen YouTube-Kanal, meine beiden Bücher oder in meiner Live-Online-Ausbildung.

Ich helfe Menschen das Thema Finanzen durch einfache Erklärungen zu verstehen und ihr Geld in die eigenen Hände zu nehmen. Finanzbildung für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben.

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  1. Da kommt mir durchaus so einiges bekannt vor! 🙂

    Zu „Aufpassen im Unterricht“ würde ich noch die Beobachtung anfügen, dass die Coolen meist hinten saßen (samt der oben erwähnten Aufmerksamkeit) und die Guten (aus Notensicht) eher vorne. Ich saß auch immer eher vorne – auch wenn es damals eher auf dem Gefühl begründet war da einfach mehr mit zu bekommen und es dadurch einfacher zu haben.
    Würde mich jetzt direkt mal interessieren was denn aus den Coolen im Vergleich zu den „Guten“ im späteren Leben so wurde. Wobei mir gerade auffällt, dass mich das jetzt über 20 Jahre nach Schulende das erste mal interessiert… 😉

    „Verstehen statt lernen“ war bei mir schon immer ein Thema und ist es auch heute im Berufsleben noch. Wie viele sieht man die auswendig lernen oder sich alles detailliert aufschreiben und hinterher doch nichts damit anfangen können – oder beweisen, dass sie letztendlich keine Ahnung von dem Zeug haben. Vermutlich bin ich auch deswegen in der IT gelandet weil man da mit Verstehen einfach vergleichsweise mühelos viel weiter kommt als mit stumpfem Auswendiglernen. 😉

    1. Hallo Martin,

      es freut mich, dass ich mit meinen Ansichten nicht ganz alleine dastehe.
      In der Tat waren die Störenfriede im Unterricht auch eher hinten angesiedelt, während die anderen lieber vorne sitzen, weil sie dort dem Unterricht besser folgen können. Dieser Effekt wird durch die Aufteilung wahrscheinlich auch noch verstärkt. Wenn Du als Chaot vorne sitzt und keiner um Dich herum beimm Schabernack mitmacht, wirst Du Dich tendenziell auch ruhiger verhalten und eher dem Unterricht folgen.
      Ich habe teilweise aber auch schon das Gegenteil erlebt, dass ich ganz hinten saß und dadurch besonders leicht hinten positiv auffallen konnte. Die meisten hatten keine Lust am unterricht teilzunehmen und damit war ich bereits mit wenigen Meldungen der King. 😉 Also notentechnisch.

      Verstehen statt Lernen ist eines meiner wichtigsten Prinzipien für gute Noten. Dabei geht das in Fächern wie Informatik, Mathematik und Physik deutlich besser mit reinem Verständnis als zum Beispiel Biologie.

      Schöne Grüße
      Dominik

  2. Hey Dominik,

    ein sehr guter Artikel. Ich gehör(t)e zu den Leuten, die für Klausuren viel auswendig gelernt haben, und die Präsenzschulzeit nicht sinnvoll genutzt haben. Ich habe fürs Abi auch im Januar schon angefangen zu lernen (für Biologie zumindest). Hast du in BW Abi gemacht? Weil bei uns war 1,4 nicht selten und es gab auch ein paar 1,0. Hier kommt noch eine „Unfairness“: Bei den Plätzen um Medizin haben es BaWü‘ler und Bayern auch etwas schwerer, da ihre Prüfungen anspruchsvoller sind! Einen kleinen Trost liefert noch der Medizinertest. Ein Mitschüler hat mit 1,8 Abi sofort einen Medizinplatz bekommen, weil er bei diesem Test so gut abgeschnitten hat.

    Ich denke, ich muss Natascha zustimmen, wenn sie sagt, dass die Welt fairer ist als man insgeheim denkt. Wenn nicht sogar ausschließlich fair. (Ok, ich will niemanden reizen. Ich gehe nur davon aus, dass die Welt bestimmten Gesetzen folgt, deren Befolgung zu gewünschten Ergebnissen führt. In der physikalischen und naturwissenschaftlichen Welt erkennen wir diese Gesetze bspw. schon an. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass alle anderen Lebensbereiche ähnlich funktionieren und Misserfolg eine Folge von Nichtwissen und Irrtümern ist.) Ich habe mich auch schon mit dem von dir angesprochenen Problem befasst! Ich finde diese Lernerei nämlich sehr anstrengend und am Ende überhaupt nicht befriedigend. Dabei kam mir auch schon in den Sinn, dass Menschen, die es sehr leicht haben (anscheinend), „nur“ etwas anders machen oder z.B. die Motivation eine andere ist. Prinzipiell sollte es aber immer möglich sein, das Prozedere nachzumachen und somit diese Effekte auch zu nutzen. Danke für deine Anregungen und Erklärungen zu dem Thema!

    Deine Fragen sind auch sehr gut und zeigen mir, dass man Gerechtigkeit niemals erreichen wird. Fast alle Faktoren, die du nennst, kann man nicht kontrollieren. Wie will man kontrollieren, dass sich A Sachverhalte genauso gut merken kann wie B? Da müsste der Staat schon dafür sorgen, dass wir das gleiche Erbgut haben. Auch den Faktor „Familie“ müsste der Staat beseitigen, denn wie angesprochen, haben Kinder mit Akademikerhintergrund bessere Voraussetzungen. D.h. um beide Faktoren konsequent zu kontrollieren, wäre es eine Möglichkeit, dass der Staat die „Bürger“ selber biologisch entwickelt und dann voll einheitlich erzieht. „Schöne neue Welt“ mit einem totalitären Staat…

    Ich denke, es ist sinnvoller, wenn man sich an bereits erfolgreichen Menschen orientiert und versucht, herauszufinden, was sie besser und anders machen. Und ja, im Leben muss man mit den „Karten“ spielen, die man kriegt.

    Wie läuft es mit deiner Fernsehpause?

    Viele Grüße aus BaWü

    1. Hallo Lena,

      ich Danke Dir erstmal vielmals für den ausführlichen Kommentar und Dein Lob zum Artikel.
      Also ich habe in NRW mein Abitur gemacht. Dort sollte es (wenn ich den Statistiken glauben soll) deutlich einfacher sein einen sehr guten Abiturdurchschnitt zu erreichen. Bei uns in der Schule scheint es tendenziell allerdings eher schwieriger zu sein. So hatte bei uns die letzten Jahre vor meinem Abiturjahrgang niemand ein Abitur mit 1,0.
      Der beste bei uns in der Stufe hatte auch „nur“ 1,3 und war damit nur um 0,1 Noten besser.
      Mit dem Medizinertest gibt es in der Tat nochmal die Möglichkeit trotz „schlechterem“ Abitur Medizin zu studieren. Den musst Du akllerdings auch erstmal deutlich besser bestehen.

      Ich muss zugeben das das „Verstehen statt Lernen-Prinzip“ am schlechtesten auf die Biologie übertragen werden kann. Dort geht es noch mehr um das Auswendiglernen bestimmter Sachen. Zum Glück konnte ich Biologie in der 9. Klasse abwählen. Hat mir keinen Spaß gemacht und war auch deutlich lernintensiver.

      Mit meinem Artikel wollte ich Natascha geradewegs zustimmen und zeigen, dass die Menschen etwas bestimmtes als ungerecht ansehen, weil sie noch nicht mal erahnen können, welcehn großen Einfluss sie selbst auf das Ergebnis haben. So habe ich das in der Schulzeit sehr oft erlebt, dass die Menschen meine Ergebnisse ausschließlich meinem Intellekt zugeschrieben haben. Das liegt einfach daran, dass sie die Gesetzmäßigkeiten und Effekte nicht verstehen und daher auch nicht anwenden können. Zudem ist es auch leichter sich zu beschweren und anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben.

      Absolu gerecht wird die Welt niemals sein. Das fidne ich auch gut so, denn sonst müssten wir auch allen Menschen ihre eigene Individualität nehmen. Jeder hat irgendwelche Schwächen und auch besondere Stärken. Deswegen können von Vornherein nicht alle gleich gut sein. Wir können letztendlich nur mit den Karten spielen, die uns ausgeteilt wurden. Oder wir haben die Möglichkeit uns über die Spielregeln und das Glück der anderen zu ärgern. Letzten Endes bringt uns das aber auch nicht weiter.

      Mit meiner Fernsehpause läuft es gut. Man kann es bereits an meiner letzten Buchvorstellung sehen, dass ich wirklich viel lesen konnte. Fürs letzte Quartal wird die Anzahl der gelesenen Bücher wahrscheinlich noch größer sein.

      Schöne Grüße aus NRW
      Dominik

  3. Hallo Dominik,

    tatsächlich habe ich auch zu den Leuten gehört, die andere dafür bewundert haben, gute Noten zu erzielen, ohne dafür etwas (sichtbares) zu machen. Dank deinem Artikel weiß ich es jetzt besser. 😉

    Gerade in Mathe war das zum Teil sehr bewundernswert. Ich bin irgendwo zw. 2 und 3 herumgedümpelt (Mathe war, wie bei so vielen, eins meiner schlechtesten Fächer), während Leute, die sich deiner Taktik angenommen haben, (fast) immer eine eins auf dem Zeugnis stehen hatten.

    Schlussendlich, wenn ich mir die Schüler ins Gedächtnis rufe, die im Abi 1,x hatten, muss ich aber feststellen, dass ein Großteil dieser das eher durch sehr viel Fleiß bewerkstelligt hat und nur etwa 10 % durch deine Methodik.

    Mein Abitur habe ich mit 2,1 abgeschlossen. Letztendlich waren es die Naturwissenschaften (Mathe, Physik, Informatik), die mir einen Strich durch den 1,x Schnitt gemacht haben. Vielleicht hätte es ja gereicht, hätte ich deine „Tricks“ vorher gewusst. 😉

    Viele Grüße
    Hendrik

    1. Gerade fällt mir noch ein: Für Geschichte und (in Teilen) Deutsch habe ich für das Abi meiner Meinung nach relativ wenig gemacht und es diese Fächer waren mit 12 bzw 11 Punkten meine besten. Das lag aber vermutlich daran, dass in den beiden Fächern ein Grundinteresse meinerseits vorhanden war/ist.

    2. Hallo Hendrik,

      es gehört natürlich noch viel mehr dazu so gute Noten in der Schule zu erzielen.
      Ein großer Punkt, den Du teilweise kaum beeinflussen kannst, ist das eigene Interesse. Mich haben eigentlich fast alle Fächer in der Oberstufe (abgesehen von Latein und Musik) besonders interessiert und ich habe dort gern etwa gelernt. Ohne dieses Interesse (was wiederum vom Lehrer auch abhängt) wäre es deutlich schwieriger und meine Noten wären dementsprechend auch nicht so gut gewesen.

      Mathematik ist eins der Fächer, wo es enorm aufs Verstehen ankommt. Daher kannst Du mangelndes Verstehen kaum durch Überproportionales Auswendiglernen ausgleichen. Daher wird auch häufig von Schülern behauptet, dass Mathematik nur etwas für Talentierte oder Intelligentere ist.
      Bei mir in der Schule war ich auch eher die Ausnahme. Die meisten haben deutlich mehr gelernt und trotzdem schlechtere Noten erzielt.
      Genau deshalb versuche ich das ja aufzuzeigen, dass es auch ohne Lernen sehr gut funktionieren kann.

      Bei mir war es genau andersherum beim Abitur. Ich hatte Mathe und Physik als LKs und als drittes und viertes fach Deutsch und Geschichte. Für Geschichte habe ich mit Abstand am meisten gemacht, weil viele Lehrer einen großen Wert darauf legen die ganz genauen Daten zu kennen. In den anderen Fächern habe ich fürs Abitur fast überhaupt nichts gemacht, weil ich dort ein extrem gutes Verständnis entwickelt habe.

      Schöne Grüße
      Dominik

  4. Huhu Dominik,
    schön, was über dich zu lesen! Ich war auch gut in der Schule. Dafür waren andere sportlicher oder konnten ein Instrument spielen. Waren handwerklich begabt, wuchsen mehrsprachig auf, sahen besser aus etc. Fairness im Leben gibt es nicht immer. Das Leben startet unfair, weil jeder anders geboren wird. Manche z.B. mit einer Behinderung oder tödlichen Krankheit. Oder in ein armes Land, zum Verhungern und Opfer von Gewalt verurteilt. Fair/unfair ist somit alles im Leben. Aber Unfairness muss nicht bedeuten, dass es einem deswegen schlecht geht. Sondern dass man sich auf die Dinge konzentrieren kann, die einem leichter fallen als andere. Oder man mehr Zeit aufbringen muss, um einen solchen Nachteil auszugleichen. Sofern ein Mensch gesund ist und eine gewisse Grundbildung genießen durfte, steht ihm die Welt offen. Und wer sich hochkämpft, gewinnt dadurch auch viel Lebenserfahrung.

    Liebe Grüße
    Jenny

    1. Hallo Jenny,

      genau wir hatten auch ziemlich Glück in so einem tollen und reichen Land aufzuwachsen.
      Sonst könnten wir heute wahrscheinlich weder lesen noch schreiben und könnten uns auch nicht als Blogger versuchen.
      Es gibt also immer Ungerechtigkeiten und jeder startet mit anderen Hindernissen oder auch Vorteilen.

      „Sofern ein Mensch gesund ist und eine gewisse Grundbildung genießen durfte, steht ihm die Welt offen.“

      Das sehe ich genauso. Es geht bei Gerechtigkeit nicht darum, dass jeder die gleichen Startbedingungen hat, sondern dass jeder (mit harter Arbeit) auch alles erreichen kann.

      Schöne Grüße
      Dominik

  5. Hallo Dominik,

    Irgendwie sehe ich mich in gewissen Aspekten in dir wider. Ich hatte auch nie Probleme in der Schule, mir reichte meistens im Utnerricht eingermassen augzupassen um überdurchschnittlich gute Noten zu schreiben. Die Ausbildung inkl. Schule habe ich dan nauch mit 5.5 Abgeschlossen (bei uns ist 6 die beste Note), gab dann sogar einen kleinen Glaspokal für alle die mit 5.5 oder höher Abgeschlossen haben.

    Jeder hat vermutlich so seine Stärken und Schwächen, die Kunst darin liegt zu erkennen wo man seine eigenen Stärken und Schwächen hat und diese für seinen Vorteil zu nutzen.

    Ich weiss z.B. noch damals als ich WoW süchtig war, ja ich war süchtig wenn ich mir das im Nachhinein so anschaue. Da habe ich locker an Wochentagen (Schultagen) 8-10 Stunden gespielt und wirklich nie gelernt. Hausaufgaben habe ich am nächsten Morgen abgeschrieben oder meistens bereits am Vortag in der Schule während dem Unterricht erledigt, oftmals auch Zeitverschoben Sprich in Mathe die Geografie Hausaufgaben, in Geografie die Mathe Hausaufgabe usw. Hatte trotzdem nie Probleme, liegt oder lag wohl an meiner Auffassungsgabe und dem Verständnis. Bis Dato habe ich mer als 200 Ingame Spieltage, diese Spieltage sind effektive Spielzeit, somit habe ich mehr als 2400 Stunden mit diesem Spiel verbracht. Und hey ich war unter anderem auch Minecraft süchtig und Terraria süchtig 😀

    Mittlerweile nehme ich mir dann doch gerne die Zeit Dinge nachzuforschen und zu lernen, macht mir nämlich auch Spass sofern es Dinge sind die mich interessieren.

    Grüsse
    Thomas

    1. Hey Thomas,

      das ist doch kein Problem mit den Fehlern. Wir sind ja hier nicht in der Schule. 😉
      Für mich ist es total ungewohnt, dass die 6 bei euch die beste Note ist. Irgendwie total seltsam.
      Das war bisher beim mir auch nur die Schulzeit. Mal sehen, wei ich mein Studium abschließen werde. Das wird allerdings extrem viel schwerer einen Einserschnitt ohne Lernen zu erreichen.

      Genau darum geht es zu erkennen, wo ich selbst ziemlich gut drin bin.
      Leider bringt die Schule einen mehr dazu sich auf dei Dinge zu fokussieren, wodrin wir nicht gut sind.
      Sofern es Dinge sind, die uns interessieren und die wir auch anwenden können, macht das Lernen an sich immer Spaß.

      Schöne Grüße
      Dominik

      1. Hallo Dominik,

        In der Schule lernt man so vieles, das man nacher nie mehr wirklich braucht im echten Leben. Ein bestimmtes Grundwissen/Allgemeinwissen ist natürlich gut und von Vorteil, aber darüber hinaus finde ich sollte man lieber wichtige Dinge lernen wie Finanzen, Wirtschaft, Steuern, Wohnrecht etc.

        Für mich war die Schule eher ein Ort um meine Freunde zu treffen, alles andere war Zweitranig.

        Grüsse
        Thomas

  6. Hey Dominik. Guter Artikel. Auch ich musste mir vieles gart erarbeiten. Und ganz klar ist das „Verstehen“ das wichtigste.
    Beim Studium habe ich oft beobachten können, dass viele lieber Auswendig gelernt haben. Und dann in den Prüfungen nix hinbekommen haben….
    Grüße Thomas

    1. Hallo Thomas,

      vielen Dank für Dein Lob.
      Ich sehe es leider auch immer wieder, dass die anderen alles auswendig lernen wollen und deshalb das Thema auch immer wieder wiederholen müssen. Wenn es einmal richtig verstanden wurde, brauchst Du Dir das nicht dauernd nochmal anschauen.

      Schöne Grüße
      Dominik

  7. Hallo Dominik,
    ich finde spannend, dass Du es so beschreibst, dass du „ohne viel Lernen“
    Bestnoten erzielt hast. In deiner Wahrnehmung scheint „Lernen“ ausserhalb des Unterrichts stattzufinden.
    Definiere ich aber lernen als „Beschäftigung mit dem Erwerb von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten“
    lese ich gleichzeitig aus Deiner Beschreibung, dass du hierfür deutlich mehr Zeit aufgewendet hast als Deine Klassenkameraden – nämlich die gesamte Unterrichtszeit von 30-35 Wochenstunden + evtl. noch
    einige Pausen in denen Du die Hausaufgaben gemacht oder den Mitschülern etwas erklärt hast im Gegensatz zu den vielleicht höchstens 3 Stunden/Tag im Nachmittagsbereich bei den „Viellernern“ die den Unterricht „abgesessen“ haben ( = maximal 21 Stunden/Woche ).
    Aus meiner Sicht hast Du die Noten somit verdient/erarbeitet also nix mit leicht oder geschenkt und das ist gerecht. Diese falsche Wahrnehmung von „leicht“ findet sich auch – oft gepaart mit einem Anflug von Neid – in anderen Bereichen. Man sieht z.B. den erfolgreichen Sportler – nicht aber die vielen Trainingsstunden. Erfolg hat immer einen Preis der aber nicht immer offensichtlich ist und den man evtl.
    auch selbst nicht wahrnimmt wenn man das was man tut mit Leidenschaft tut. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg.

    1. Vielen Dank für Deine netten Worte.
      Ich habe es in meinem Artikel natürlich auch ein bisschen übertrieben und die Gegensätze gegenübergestellt.
      Es war in der Schule ja nicht so, dass ich der einzige war, der im Unterricht aufgepasst hat. So gab es auch einige, die im Unterricht aufgepasst haben und trotzdem Zuhause noch lernen mussten. Bei denen traf es also auf jeden Fall zu, dass sie deutlich mehr Zeit als ich aufgewendet haben. Auch bei den Viellernern, die im Unterricht nicht aufgepasst haben, kommt ja noch dazu, dass sie die Unterrichtszeit nicht ausfallen lassen können. Sie musste ja trotzdem hin.

      Von der Definition des Lernens sehe ich es genauso wie Du.
      Die gesellschaftliche Definition von Lernen ist aber eher, dass Du Dich außerhalb des Unterrichts gezwungenermaßen hinsetzt, um dich auf eine Klausur konkret vorzubereiten. Nach meiner eigenen Definition habe ich in der Tat sehr viel gelernt. Nach der gesellschaftlichen nicht.

      Leider führt die falsche Wahrnehmung und der Neid der Menschen dann dazu, dass die eigene Leistung abgewertet oder vereinfacht wird. Auch während der Schulzeit hatten meine guten Noten aus Sicht der anderen Schüler keinen großen Wert, weil dahinter scheinbar keine Arbeit steckte. So nach dem Motto: Der kann das eh und muss ja nichts lernen. Dann ist das ja auch keine besondere Leistung.

      „Erfolg hat immer einen Preis der aber nicht immer offensichtlich ist und den man evtl.
      auch selbst nicht wahrnimmt wenn man das was man tut mit Leidenschaft tut.“

      Wow das ist ein wirklich guter und tiefsinniger Satz. Kann ich nur zu hundert Prozent unterschreiben.

      Schöne Grüße
      Dominik

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