November 16, 2016

Zu viel Sparen Münzen

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In einem meiner letzten Artikel habe ich darüber geschrieben, dass Du in Deinen 20ern wie ein Berserker sparen solltest. Nico von Finanzglück hat in seiner Freitagsfrage die Diskussion angeregt, ob es beim Sparen Grenzen gibt und ob man zu viel sparen könnte. Ich möchte mich mit dieser Frage heute näher auseinandersetzen und diese für mich beantworten.

Aus einer rein wirtschaftlichen Sichtweise kannst Du nicht zu viel sparen. Das Ziel des wirtschaftlichen Handelns ist es das eigene Vermögen zu vermehren, indem Kosten möglichst vermieden oder reduziert werden. Je höher der gesparte Betrag ist, desto mehr kannst Du investieren und damit Dein Vermögen erhöhen. Natürlich ist es nicht sinnvoll das Leben nur anhand von wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu optimieren und Themen wie Weiterbildung, Lebensfreude und Glück diesem unterzuordnen. Daraus ergeben sich einige Einschränkungen.

Investitionen vs. Konsumausgaben

Auch aus rein wirtschaftlicher Sichtweise ist es nicht sinnvoll jede Form des Geldausgebens zu vermeiden oder zu reduzieren. So gibt es auch viele (nicht klassische) Investitionen, die nach einer bestimmten Zeit sich amortisieren und auszahlen.

Ein Beispiel hierfür wären höhere Kosten für hochwertige Nahrung. Wenn wir die Nahrung nur alleine als Ausgabenpunkt sehen, müssten wir an dieser Stelle versuchen die Kosten zu verringern. Wenn ich durch hochwertigere und gesündere Nahrung allerdings meine Gesundheit erhalte und in der Zukunft hohe Ausgaben für Medizin und Ärzte einspare, wäre es widersinnig jetzt die Ausgaben hier zu reduzieren. Das wäre einfach nur ein sehr kurzfristiges Denken, das langfristig wirtschaftlich nicht sinnvoll ist.

Spare am Preis, nicht am Wert

Ein weiterer Punkt, dem wahrscheinlich niemand widersprechen würde, ist, dass weniger Geld für die gleiche Leistung auszugeben immer sinnvoll ist. Wir tauschen unser Geld immer gegen irgendeinen Wert ein. Das kann zum Beispiel ein physisches Produkt (z.B. ein Buch) oder eine Dienstleistung (z.B. eine Versicherung) sein. Wenn wir den gleichen Wert gegen weniger Geld eintauschen können, wäre es sinnlos sich hier beim Sparen einzuschränken.

Die meisten Beispiele sind in einem Bereich, wo die Waren ziemlich identisch sind und es eigentlich keinen Unterschied in der Qualität gibt. Hier kannst Du einfach den günstigsten Anbieter wählen und dadurch sinnvoll Geld sparen. So kannst Du durch den Wechsel Deines Stromanbieters locker 100€ und mehr im Jahr sparen, ohne irgendwelche Einbußen in der Qualität hinnehmen zu müssen. Der erhaltene Strom bleibt der gleiche und ist jetzt einfach günstiger.

Das gleiche gilt auch für Wasseranbieter, Handy- und Internetverträge. Eingeschränkt gilt das zum Beispiel bei vielen No-Name Produkten auch. So werden zum Teil die gleichen Kekse (Marke, No-Name) in der gleichen Fabrik produziert und dann einfach nur unterschiedlich verpackt.

Opportunitätskosten

Zudem ist es beim Sparen wichtig die Opportunitätskosten zu berücksichtigen. So entstehen durch verschiedene Kaufentscheidungen auch unterschiedliche Folgekosten. Es kann sinnvoll sein das vermeintlich teurere Produkt zu kaufen, weil es bei Betrachtung der Folgekosten billiger ist als das günstigere Produkt.

Viele Menschen arbeiten zum Beispiel in der Stadt und kaufen sich ein Haus etwas weiter außerhalb. Hier kann es bei Betrachtung aller Kosten sinnvoll sein das teurere Haus in der Stadt zu kaufen oder zu mieten, weil hier die Opportunitätskosten niedriger sind.

So kann man vielleicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zur Arbeit fahren und dadurch die Kosten für ein oder sogar zwei Autos einsparen. Zudem hat man zusätzlich noch viel mehr Zeit, weil man nicht mehr so viel täglich pendeln muss. Viele Menschen sind täglich über 1,5 Stunden unterwegs, um zur Arbeit zu gelangen.

Geiz ist nicht geil

Viele Menschen verbinden Sparen generell mit der Geiz-ist-Geil-Mentalität. Meiner Meinung nach ist Geiz etwas schlechtes, weil hierbei zumeist der Aufwand außer Verhältnis zum gesparten Betrag steht und es außerdem in der Gesellschaft nicht gerne gesehen wird. Es ist hierbei sehr individuell, was als Geiz angesehen wird. Für mich bedeutet Geiz, dass die Menschen bereits über kleinste Beträge anfangen zu diskutieren und hierbei dem Geld einen viel zu hohen Stellenwert einräumen. Was meine ich damit genau?

Dazu mal ein kleines Beispiel aus meinem Studium:

Wir hatten geplant für die neuen Studierenden aus unserem Hauptzollamt ein Grillen zu veranstalten und sie in die Grillhütte auf unserem Gelände einzuladen. Aus unserem Jahrgang sind wir 12 Leute und wir haben für insgesamt ca. 35 Leute geplant. Wir hatten dann in unserer Whatsapp-Gruppe diskutiert, was wir einkaufen wollten und wie viel Geld dafür ungefähr benötigt wurde. Wir hatten relativ schnell eine Liste zusammen, was wir benötigten und die meisten waren auch sofort einverstanden. So einigte sich die Mehrheit auf einen Kostenbeitrag von 10€ pro Person und dass jeder eine Kleinigkeit besorgt oder vorbereitet.

Unter anderem wollten wir (neben vielen anderen Getränken) auch 10 Flaschen Hugo kaufen. Wir hatten bei allen Sachen etwas mehr eingerechnet, damit wir nicht hinterher zu wenig haben. Eine Person aus unserem Hauptzollamt hat sich dann darüber aufgeregt, dass das viel zu viel sei und niemand dies alles trinken würde. Sie wollte nämlich nicht so viel Geld für Sekt ausgeben, wenn das hinterher niemand trinken würde.

Daraufhin entspann sich eine Diskussion, die mehrere Tage andauerte, unsere Planung total ins Stocken brachte und für richtig viel Ärger in unserer Gruppe sorgte. Es wurden (sachlich) Gegenargumente gebracht, dass das schon aufgeht, weil wir letztes Jahr für die gleiche Personenanzahl noch mehr hatten und das fast nicht gereicht hatte oder zur Not Mitstudierende den Hugo später selbst trinken könnten.

Erst nach vielen Diskussionen gab es dann ein Einlenken, weil sie als einzige dagegen war.

Es ging noch nicht mal darum, dass gar kein Hugo gekauft werden sollte, weil es niemand trinkt. Es ging alleine darum, dass zwei oder drei Flaschen weniger gekauft werden sollten, um Geld zu sparen. Umgelegt auf jede einzelne Person bedeutet der Kauf von drei Flaschen weniger etwa 30 Cent Ersparnis. Dieser ganze Stress nur alleine wegen 30 Cent und einer einzigen geizigen Person.

Interessanterweise sind geizige Personen häufig noch nicht mal besonders sparsam. Sie sind häufig so stark auf die kleinen Ausgaben fokussiert, dass sie die großen Ausgaben vollkommen außer Acht lassen. So haben viele geizige Menschen ein neues Auto, besitzen das neuste I-Phone und geben viel Geld für Klamotten oder Elektronik aus. Die meisten geizigen Menschen werden am Ende des Monats wahrscheinlich keinen Cent gespart haben.

Ich glaube die meisten meiner Mitstudierenden können nicht ansatzweise erahnen, wie viel ich jeden Monat spare. Wahrscheinlich ist auch aus diesem Grund die Einstellung gegenüber sparsamen Menschen so negativ, weil sie mit geizigen Menschen verwechselt werden. Geiz ist sichtbarer, weil es sich in vielen kleinen Entscheidungen ausdrückt und nicht in den wenigen extrem effektiven.

Extreme vermeiden

Ich denke es geht beim Sparen darum ein gutes Verhältnis zu finden. Extreme wie Geiz oder totaler Konsum sind beide nicht gut und schaden langfristig mehr als sie nützen. Es geht beim Sparen auch keinesfalls darum auf alles Mögliche zu verzichten und keinen Spaß mehr zu haben. So kann man sich hin und wieder auch etwas gönnen und das Geld mal etwas unvernünftiger ausgeben.

So war ich diese Woche mit meinen Mitstudierenden zum Beispiel abends im Restaurant essen und später noch Cocktails trinken. An diesem einen Abend habe ich mehr Geld für Essen und Trinken ausgegeben, als ich es sonst in einer ganzen Woche tue. So etwas kann man hin und wieder auch mal machen, wenn es nicht zur Regel wird. Die regelmäßigen kleinen Veränderungen im Ausgabeverhalten haben den größten langfristigen Erfolg, weil sie nicht jeglichen Konsum und Spaß einschränken.

Wie ist Deine Einstellung zum Sparen?

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Über den Autor

Dominik Fecht

Ich bin Dominik und bilde Menschen im Thema Finanzen aus. Entweder durch diesen Blog, meinen YouTube-Kanal, meine beiden Bücher oder in meiner Live-Online-Ausbildung.

Ich helfe Menschen das Thema Finanzen durch einfache Erklärungen zu verstehen und ihr Geld in die eigenen Hände zu nehmen. Finanzbildung für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben.

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  1. Hallo,
    guter Artikel mit guten Beispielen (das Hugo-Beispiel!).
    Ich halte es ähnlich wie du, sparsam leben (aber nicht geizig und an den falschen Stellen sparend) damit ich viel investieren kann. Aber ich gönne mir auch immer mal wieder was.
    Jeder hat so seine Bereiche, wofür er gerne etwas mehr Geld ausgibt. Beim einen ist es ein schickes Auto, beim anderen Naturkosmetik, hochwertige Lebensmittel oder ein teures Hobby. Blöd ist halt, wenn man für alles viel Geld ausgibt, dann braucht man sich nicht wundern dass man nichts zur Seite legen kann.

    1. Vielen dank für Deinen (ersten) Kommentar.
      Du hast es wirklich gut auf den Punkt gebracht. Es geht darum, dass Du nicht in jedem Lebensbereich Dein gesamtes Geld ausgibst und auch einen Teil zurücklegst und invstierst. Bei vielen hört sich das nach einem entweder oder an.
      So behaupten sie, dass man entweder Spaß haben oder Geld sparen kann.
      Es gilt einfach einen guten Mittelweg zu finden.

      Schöne Grüße
      Dominik

  2. Hallo Dominik,
    Ich sehe dies sehr ähnlich wie du. Gerade die alltäglichen Routinen führen dazu, ob gespart wird oder nicht. Bei einmaligen oder seltenen Dingen sollte nicht jeder Cent umgedreht werden. Wie in deinem Beispiel zum Schluss: Ein gemütlicher Abend bringt Erfahrungen, Momente und so viel mehr. Da kann ruhig mal länger was getrunken werden! Man sollte das Leben ja auch in all seinen Facetten genießen.
    Der Beitrag von den Frugalisten http://frugalisten.de/was-wuenscht-sich-ein-frugalist-zum-geburtstag/#more-1208 zeigt wunderschön, dass man sich selbst ruhig mal was gönnen soll!
    Liebe Grüße
    Florian

    1. Hallo Florian,
      genau so sollte es sein. Dort sparen, wo die Effektivität am höchsten und die Einschränkung am niedrigsten ist.
      So kann ruhig mal ab und zu etwas verschwendischer mit dem Geld umgegangen werden.
      Oliver hat das in seinem Beitrag wirklich sehr treffend zusammengefasst.

      Schöne Grüße
      Dominik

  3. Hi Dominik,
    ich bin total auf deiner Seite. Gerade in der letzten Zeit ist mir in verschiedenen Blogs und Kommentaren aufgefallen, dass Leute Sparen, Frugalismus und finanzielle Unabhängigkeit mit Geiz und Knausrigkeit in einen Topf werfen. Du zeigst hier ganz klar, worin der Unterschied besteht. Das Beispiel von eurer Grillparty und dem sinnlosen Streit um den Hugo illustriert das sehr schön.
    Ich würde es ganz genauso machen wie du: Bei sozialen Aktivitäten drehe ich auch nicht jeden Cent um. Ein Blick ins Haushaltsbuch am Ende des Monats zeigt meistens sowieso, dass ein oder zwei teurere Abende im Monat den Kuchen nicht fett machen. Erst wenn eine Ausgabe regelmäßig vorkommt oder zur Gewohnheit wird, fange ich an zu optimieren (allerdings immer so, dass der Spaß dabei erhalten bleibt oder sogar steigt).

    Eine Ergänzung hätte ich allerdings. Ich finde den Punkt „Spare am Preis, nicht am Wert“ sehr wichtig. Vielleicht ist es sogar DER wichtigste Punkt schlechthin. Deine Beispiele von Stromanbieter oder Keksen kratzen da gerade mal an der Oberfläche dieses Prinzips. Spannend wird es, wenn man sich fragt: Was IST denn eigentlich der genaue Wert eines Produkts? Bleiben wir mal beim Keks-Beispiel. Der Wert des Kekses ist nämlich gar nicht der Keks selbst. Wenn wir gucken, was das dahinterliegende Bedürfnis ist, dass dem Keks überhaupt erst einen Wert gibt, dann fördern wir Sachen zu Tage wie:
    – Energie für den Körper liefern
    – den Heißhunger auf Süßes stillen
    – soziale Verbindungen aufbauen (durch das Teilen von Süßigkeiten mit anderen)

    Der Keks selbst ist erstmal wertlos. Erst durch das, was wir mit ihm machen können, bekommt er einen Wert und damit einen Preis, den Leute zu zahlen bereit sind, um den Wert zu bekommen.
    Wenn ich jetzt das Prinzip „Spare am Preis, nicht am Wert“ anwende, dann versuche ich, den gleichen Wert für einen möglichst niedrigen Preis zu bekommen. Dabei fällt auf: Der Wert lässt sich auch auf andere Weise (und oft zu einem niedrigeren Preis) bekommen als durch Kekse.
    Ein paar Beispiele:
    – Haferflocken statt Kekse als Energielieferant (sind günstiger und gesünder)
    – Obst zum Stillen des Heißhungers (in jedem Fall gesunder, häufig auch günstiger). Oder einfach Abgewöhnung des Heißhungers auf Süßes 😉
    – soziale Verbindungen aufbauen geht auch durch Gespräche, selbst gebackenen Kuchen oder Einladungen zum BYOD-Abend („Bring your own drink“).
    Je weiter und tiefer man also nach dem eigentlichen Wert eines Produktes oder einer Dienstleistung „bohrt“, desto mehr Möglichkeiten fördert man zu Tage, den Wert auf andere Weise und zu einem geringeren Preis zu erhalten.

    Das war jetzt natürlich Kritik auf hohem Niveau. 😉 Alles in allem ein ausgezeichneter Beitrag!

    Viele Grüße
    Oliver

    1. Vielen dank für Deinen ausführlichen Kommentar.
      Ich sehe es genauso, dass Sparen nicht unbedingt absolutes einschränken bedeutet.
      Scheinbar ist mein Hugo-Beispiel wirklich gut gewählt, denn ich habe darauf schon einige positive Kommentare erhalten.
      Ich sehe Deine Anmerkungen nicht als Kritik, sondern als noch eine weitere tiefgehendere Betrachtungsweise. Bei dem Punkt „Spare am Preis, nicht am Wert“ wollte ich besonders darauf aufmerksam machen, dass auch Geld gespart werden kann, ohne auf irgendetwas verzichten zu müssen. Dein Ansatz geht da noch tiefer rein und betrachtet, dass das dahinterliegende Bedürfnisse erkannt und dann mit dem Produkt mit dem optimalen Preis-Leistungs-Verhältnis befriedigt wird. Dazu muss man natürlich sich selbst darüber klar werden, was die eigenen Bedürfnisse und Prioritäten sind. Warum ich das Produkt überhaupt gekauft habe und welchen Wert es mir bietet.

      Schöne Grüße
      Dominik

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